Über die Geschichte des Yoga

Yoga ist eine Praxis, die sich über mehrere tausend Jahre entwickelt hat und die sowohl eine körperliche als auch eine geistige Disziplin darstellt. Das Sanskrit Wort Yoga meint Verbindung und hat seine Wurzeln in Indien, und seine Geschichte ist eng mit der religiösen, philosophischen und kulturellen Entwicklung des Landes verbunden.

Die Ursprünge des Yoga reichen bis in die vedische Zeit zurück, die etwa 1500-500 v. Chr. datiert wird. Die Vedas sind die ältesten Texte der indischen Literatur, die die Grundlagen des Hinduismus bilden. Die Vedas sind eine Sammlung von Hymnen, Gebeten und rituellen Anweisungen, die von einer Priesterschaft gesungen und aufgeführt wurden. Die frühesten Erwähnungen von Yoga in den Vedas beziehen sich auf Aspekte wie Atmung, Konzentration und Meditation.

Eine weitere relevante Quelle sind die Upanishaden, eine Sammlung von Texten, die etwa zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert v. Chr. entstanden sind. Die Upanishaden beschreiben den Yoga als einen Weg zur Selbsterkenntnis und zur spirituellen Befreiung. In dieser Zeit begannen die Menschen, Yoga als eine Methode zur Befreiung von weltlichen Begierden und als einen Weg zur Erleuchtung zu praktizieren.

Die Yoga Sutren von Patanjali sind ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Yoga. Man nimmt an, das Patanjali ein indischer Gelehrter und Yogalehrer aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. war. Ebenso möglich ist es aber auch , dass es sich um ein Kollektiv aus mehreren Gelehrten, Lehrern und Schülern, handelte. Die Yoga Sutras gelten als das grundlegende Werk der Yoga-Philosophie. Sie sind eine Sammlung von 195 kurzen Aphorismen, die die Praxis des Yoga beschreiben und den achtgliedrigen Pfad des Yoga begründen. Erstmals wird hier Asana als physische Praxis zur Vorbereitung auf die Meditation erwähnt, jedoch nicht so, wie wir Asana heute begreifen.

Der achtgliedrige Pfad des Yoga, der auch als Ashtanga Yoga bekannt ist, besteht aus den folgenden Stufen und ist als ein Handbuch zur guten, gesunden Lebensweise zu verstehen:

  1. Yama – Ethik und moralische Grundsätze
  2. Niyama – Persönliche Disziplin und Selbstbeobachtung
  3. Asana – Körperhaltungen
  4. Pranayama – Atemkontrolle
  5. Pratyahara – Zurückziehen der Sinne
  6. Dharana – Konzentration
  7. Dhyana – Meditation
  8. Samadhi – Zustand höchster Bewusstheit

Diese acht Stufen bilden nach wie vor die Grundlage für die moderne Yoga-Praxis.

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich verschiedene Linien des Yoga entwickelt, die auf unterschiedlichen Aspekten der Praxis basieren. Einige der bekanntesten Linien des Yoga sind:

  1. Hatha Yoga – Eine körperliche Praxis, die sich auf Körperhaltungen (Asanas) und Atemübungen (Pranayama) konzentriert.
  2. Raja Yoga – Ein Pfad des Yoga, der sich auf Meditation und geistige Disziplin konzentriert.
  3. Jnana Yoga – Das Yoga der Erkenntnis und Weisheit.
  4. Bhakti Yoga – Eine spirituelle Praxis, die sich auf Hingabe und Liebe konzentriert.
  5. Karma Yoga – Selbstloses Handeln und Dienst an anderen konzentriert als yogische Praxis.

Jede dieser Linien hat ihre eigenen Praktiken und Schwerpunkte und hat im Laufe der Zeit verschiedene Vertreter hervorgebracht.

Yoga begann in der späten 19. Jahrhundert, seinen Weg in den Westen zu finden. Der indische Gelehrte Swami Vivekananda trat auf der Weltausstellung 1893 in Chicago auf und hielt Vorträge über die spirituellen Traditionen Indiens, einschließlich des Yoga, wodurch ein erstes Interesse im Westen geweckt wurde. In den 1920er Jahren begann der berühmte indische Yogalehrer Tirumalai Krishnamacharya, Yoga in Indien zu unterrichten und seine innovativen Methoden wurden stetig populärer. Krishnamacharya gilt als Lehrer einiger der bekanntesten Yogalehrer des 20. Jahrhunderts, einschließlich B.K.S. Iyengar, Pattabhi Jois und Indra Devi, die seine Methoden weiterentwickelten und weltweit verbreiteten.

B.K.S. Iyengar, ein Schüler Krishnamacharyas, gründete die Iyengar Yoga-Schule und war einer der einflußreichsten Yogalehrer des 20. Jahrhunderts. Iyengar Yoga zeichnet sich durch eine präzise Ausrichtung der Körperhaltungen (Asanas) aus, die durch den Einsatz von Yogahilfsmitteln wie Gurten, Stühlen, Blöcken und Decken unterstützt wird. Die Schüler werden dazu angeleitet, ihre Körperhaltungen perfekt auszuführen, um so eine tiefe körperliche und geistige Wirkung zu erzielen. Iyengar Yoga legt großen Wert auf die Atmung und verbindet die Asanas mit Atemübungen (Pranayama). Iyengar Yoga ist auch bekannt für seine Fokussierung auf therapeutische Anwendungen und kann bei Rückenproblemen, Gelenkschmerzen und anderen körperlichen Beschwerden hilfreich sein.

Tirumalai Krishnamacharya, geboren im Jahr 1888 in Südindien, war ein bekannter Yogalehrer und Gelehrter des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte ein System des Yoga, das sich auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Schülers konzentrierte. Er passte seine Lehrmethoden an das Alter, die Gesundheit und den Lebensstil jedes Schülers an und betonte die Wichtigkeit einer persönlichen Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Sein Ansatz war innovativ und revolutionär und er wurde als Pionier der modernen Yogapraxis angesehen. Krishnamacharya war bekannt für seine Fähigkeit, schwierige Yoga-Asanas (Körperhaltungen) zu demonstrieren und zu unterrichten. Er war auch ein erfahrener Heiler und nutzte Yoga-Techniken zur Behandlung verschiedener körperlicher und psychischer Erkrankungen. Krishnamacharya war der Lehrer von einigen der bekanntesten Yogalehrer des 20. Jahrhunderts, einschließlich B.K.S. Iyengar, Pattabhi Jois und Indra Devi. Diese Schüler setzten seine Lehren fort und verbreiteten sie in der ganzen Welt, so dass sein Einfluss auf die moderne Yoga-Praxis bis heute spürbar ist. Krishnamacharya verstarb im Jahr 1989 im Alter von 101 Jahren und gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Yoga.

Pattabhi Jois war einer der Schüler von Krishnamacharya und gründete die Ashtanga Yoga-Schule. Ashtanga Yoga ist eine dynamische, kraftvolle Form des Yoga, die aus einer Abfolge von festgelegten Haltungen besteht. Die Schüler arbeiten durch eine festgelegte Sequenz von Haltungen und atmen dabei in bestimmter Weise. Die Praxis erfordert Ausdauer und Kraft und ist besonders beliebt bei Yogis, die eine körperliche Herausforderung suchen.

In den 1960er Jahren wurde Yoga in den USA populär, als zahlreiche indische Yogalehrer wie Swami Satchidananda und Swami Vishnudevananda in das Land kamen. Der Einfluss des Yoga auf die westliche Kultur wuchs im Laufe der Jahre und manifestierte sich in der Entstehung zahlreicher Yogastile und -praktiken, einschließlich Power Yoga, Vinyasa Yoga, Hot Yoga und mehr.

Weitere wichtige Vertreter des Yoga:

  • Swami Sivananda: Swami Sivananda war ein indischer Arzt und Yogalehrer, der in den 1930er Jahren die Divine Life Society gründete. Die Schule konzentriert sich auf eine umfassende Praxis des Yoga, die Asanas, Pranayama, Meditation, Karma Yoga und Bhakti Yoga umfasst. Swami Sivananda betonte die Bedeutung der spirituellen Praxis und des Dienstes an der Gemeinschaft.
  • Swami Vishnudevananda: Swami Vishnudevananda war ein Schüler von Swami Sivananda und gründete die International Sivananda Yoga Vedanta Centres. Die Schule konzentriert sich auf eine traditionelle, ganzheitliche Praxis des Yoga, die Körper, Geist und Seele vereint. Die Schüler werden ermutigt, eine vegane Ernährung zu praktizieren und sich für den Umweltschutz einzusetzen.
  • Sri K. Pattabhi Jois: Wie bereits erwähnt, war Pattabhi Jois einer der Schüler von Krishnamacharya und gründete die Ashtanga Yoga-Schule. Seine Schüler, darunter Sharath Jois und David Swenson, haben dazu beigetragen, die Praxis des Ashtanga Yoga in der westlichen Welt zu verbreiten.
  • T.K.V. Desikachar: T.K.V. Desikachar war der Sohn von Krishnamacharya und gründete die Krishnamacharya Yoga Mandiram in Chennai, Indien. Sein Ansatz des Yoga ist stark auf die individuellen Bedürfnisse des Schülers ausgerichtet und konzentriert sich auf die Verbindung von Körper, Geist und Atmung.
  • Donna Farhi: Donna Farhi ist eine Yogalehrerin und Autorin, die sich auf eine sanfte, individuelle Praxis des Yoga konzentriert. Sie betont die Bedeutung von Achtsamkeit und Selbsterforschung in der Yogapraxis.
  • Jivamukti Yoga wurde von Sharon Gannon und David Life in den 1980er Jahren in New York City gegründet. Die Schule konzentriert sich auf eine kreative, dynamische Praxis, die Asanas, Pranayama, Meditation und philosophische Diskussionen umfasst. Jivamukti Yoga ist auch bekannt für seine Verbindung von Yoga und Tierschutz. Die Schule unterstützt vegane Ernährung und setzt sich für den Schutz von Tieren und der Umwelt ein. Einige der wichtigsten Lehrer von Jivamukti Yoga sind Sharon Gannon, David Life, Yogeswari, Jules Febre und Lady Ruth.

Literaturangaben:

Quellenangaben:

  • Patanjali. The Yoga Sutras.
  • Vivekananda, Swami. The Complete Works of Swami Vivekananda, Vol. 1.
  • Krishnamacharya, T. Yoga Makaranda.
  • Jois, Pattabhi. Yoga Mala.
  • „Yoga Anatomy“ von Leslie Kaminoff und Amy Matthews
  • „The Heart of Yoga“ von T.K.V. Desikachar
  • „The Complete Guide to Yin Yoga“ von Bernie Clark
  • „Restorative Yoga“ von Judith Hanson Lasater
  • „Jivamukti Yoga“ von Sharon Gannon und David Life
  • „Yoga Body: The Origins of Modern Posture Practice“ von Mark Singleton
  • „The Sivananda Companion to Yoga“ von Swami Vishnudevananda

Links:

Und hier noch ein paar interessante Videos zum Thema:

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